Kolumba
Kolumbastraße 4
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14. September 2020 – 16. August 2021
»Das kleine Spiel zwischen dem Ich und dem Mir« Kunst und Choreografie Eine Kooperation von Kolumba und Tanz Köln Heinz Breloh, »Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt)«, Anne Teresa De Keersmaeker/Rosas, Esther Kläs, Bernhard Leitner, Duane Michals, Richard Tuttle, Hannah Villiger »Das kleine Spiel zwischen dem Ich und dem Mir« ist eine Ausstellung mit acht monografischen Kapiteln, die sich in einer öffentlichen Aufbauphase fortlaufend erweitert hat. Sie vereint Arbeiten von Künstler_innen, die herkömmliche Körperbilder einer kritischen Revision unterziehen und über den Einsatz ihres eigenen Körpers nach neuen Möglichkeiten der Repräsentation suchen. Die Ausstellung holt die Choreografie und den Tanz von der Bühne weg in den Aktionsraum des Museums, um die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten miteinander in Kontakt zu bringen und übergreifende Fragestellungen erlebbar zu machen: Wie kann man einen Körper wiedergeben? Welche Rolle spielen körperliche Erfahrungen und Erinnerungen in der Wahrnehmung von Welt? Gibt es ein spezifisch körperliches Denken? Welche Spuren eines choreografischen Denkens gibt es in der bildenden Kunst? Welche Rolle spielen dabei aus heutiger Sicht queere Fragestellungen? Wie adressiert und inszeniert ein Kunstwerk sein Gegenüber? Ist eine Ausstellung eine Choreografie? Was für eine Rolle spielen dabei institutionelle Regeln und Handlungsanweisungen? Zeitlich beginnen die acht Kapitel mit Arbeiten aus den 1970er Jahren, einer Zeit, in der konzeptuelle und institutionskritische Strategien in der Kunst vorherrschend sind und der Körper zunehmend politisiert wird: Den Auftakt machen Heinz Breloh (dessen 80. Geburtstag wir zum Anlass nehmen, sein Werk erstmals in seiner Gesamtheit zu zeigen), Bernhard Leitner, Duane Michals, Richard Tuttle und Hannah Villiger (deren Zitat wir als Ausstellungstitel verwenden). Die Ausstellung spannt den Bogen hin zu jüngsten Arbeiten von Esther Kläs, dem »Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt)« (Nicole Baginski, Tanja Geiß, Patrick Henkel, Eva Kot'átková, Susanne Kümpel, Andreas Maus, Michael Müller, Anna Rossa) und der belgischen Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker. De Keersmaeker entwickelte mit ihrer Compagnie Rosas für die Museumsarchitektur von Peter Zumthor die Arbeit »Dark Red«, die wir im Herbst als integraler Bestandteil der Ausstellung zeigen konnten. In Kooperation mit tanz.köln werden im ganzen Ausstellungsjahr weitere Formate realisiert, die sich zwischen Aufführung und Ausstellung bewegen und das zeitgebundene, momentane der performativen Künste mit den bildenden Künsten in Kontakt bringen. Wie immer ist die eigene Sammlung Ausgangs- und Mittelpunkt des Projektes, dessen monografische Setzungen mit mittelalterlichen und barocken Werken korrespondieren. Hier geht es zur Bildergalerie: Hier geht es zum Ausstellungsfilm: Publikation zur Ausstellung: 7 individuell gestaltete Künstlerhefte Hier lesen Sie zu den einzelnen Kapiteln: Kapitel 1 - Anne Teresa de Keersmaeker/ Rosas »Dark Red« (14. – 20. September 2020, 12 – 17 Uhr) Als Auftakt und als integraler Bestandteil der Jahresausstellung bringt die belgische Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker (*1960) mit ihrer Compagnie Rosas über den Zeitraum von einer Woche während den regulären Öffnungszeiten ein eigens für diesen Ort realisiertes Stück zur Aufführung. »Dark Red« schafft ausgehend von El Grecos Apostelportraits (Toledo) und der Zahl 12 einen Raum gegenseitiger Inspiration: ein Dodekaeder – zwölf Teile von Salvatore Sciarrinos »L’Opera Per Flauto« – zwölf Tänzer. Begleitet werden die Tänzer von zwei Musiker_innen des ICTUS Ensembles. Der von Anne Teresa De Keersmaeker eingerichtete Kabinettraum bleibt über die gesamte Dauer der Ausstellung erhalten. Kurzer Film hier Kapitel 2 - Richard Tuttle (ab 24. September 2020) An jedem Samstag um 15 Uhr führen wir die Arbeit »Ten Kinds of Memory and Memory Itself« von 1973 neu auf. Die frühe Arbeit von Richard Tuttle (*1941) besteht aus 10 Zeichnungen, die mittels einfacher Fäden auf dem Boden ausgelegt werden. Die als Spur darin aufgehobene körperliche Geste eröffnet einen Möglichkeitsraum, innerhalb dessen die Besucher_innen zu selbstbestimmenden Akteur_innen werden. Die Notationen zu dieser Arbeit zeigen wir in Form eines Künstlerheftes. Tänzerinnen sind im Wechsel Jana Griess, Giada Peli, Jovana Petrovska, Almuth Isa Maria Schmidbauer, Katharina Senzenberger, Josefine Simonsen und Amalia Zafeiri (in Kooperation mit dem Zentrum für Zeitgenössischen Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln). Hier gehts zur Aufzeichnung: Kapitel 3 - Esther Kläs (ab 1. Oktober 2020) »Wir können uns bewegen. Die Skulptur kann das nicht.« Diese zunächst simpel anmutende Feststellung von Esther Kläs (*1981) öffnet den Raum für die Rezeption ihrer Arbeiten; sie benennt eine gleichwertige Präsenz von Werk und Betrachter_in. Unser Verhalten wird dabei bestimmt durch Ausdruck und Charakter der Werke, deren optisch erzeugter Eindruck von Struktur, Dichte und Gewicht bisweilen in die Irre führt. Kapitel 4 - Duane Michals (ab 8. Oktober 2020) Der amerikanische Künstler Duane Michals (*1932) ist ein Grenzgänger zwischen Fotografie, Malerei und Poesie. Das Medium der Fotografie benutzt er in völligem Widerspruch zu den Eigenschaften, die man ihr zuerkennt. In seinen seit Mitte der 1960er Jahre entstandenen Bildsequenzen findet er einfache und eindringliche Bilder für existentielle Themen wie die Frage nach unserer Wahrnehmung von »Realität«, nach gesellschaftlichen Normen und Werten, dem Begehren, Einsamkeit oder Vergänglichkeit und Tod. Kapitel 5 - Bernhard Leitner (ab 15. Oktober 2020) Als Forscher repräsentiert Bernhard Leitner (*1938) einen Künstler, der seine eigenen Werkzeuge erfinden musste, da ihm für seine Untersuchung zum Zeitpunkt des Beginns keine geeigneten Medien zur Verfügung standen. Der Architekt und Städteplaner ist ein Pionier der akustischen Raumkunst. Schon Ende der 1960er Jahre entwickelte er Konzepte, um mit Klängen eine Raum- und damit auch eine Körpererfahrung zu schaffen. Kapitel 6 - Hannah Villiger (ab 22. Oktober 2020) Hannah Villiger (1951-1997) beginnt in den frühen 1980er Jahren, ihren Körper mit der Kamera zu erforschen. Im Dialog mit sich selbst – als »kleines Spiel zwischen dem Ich und dem Mir« (Tagebuch 1989) – fotografiert sie sich mit der Polaroidkamera. Die so gewonnenen Bilder vergrößert sie über den Weg eines Zwischennegativs und zieht sie auf Aluminiumplatten, die sie als Einzelbilder zeigt oder zu Blöcken konstelliert. Mit dieser Rückbesinnung auf sich selbst hat Hannah Villiger Pionierarbeit geleistet für die Künstlerinnen der 1990er Jahre und für ein selbstbewusstes Anders-Sehen des Körpers aus weiblicher Sicht. Das 6. Ausstellungskapitel entstand in enger Zusammenarbeit mit The Estate of Hannah Villiger und mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung sowie der Landis & Gyr-Stiftung. Kapitel 7 - »Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt)« (ab 29. Oktober) Im Herbst 2016 verbrachte die tschechische Künstlerin Eva Kot’átková zwei Wochen im Kölner Kunsthaus KAT 18, in dem künstlerisch begabte, mental behinderte Menschen arbeiten. Ihr fiel auf, dass sich die Künstler_innen oft mit dem eigenen Körper und seinen Einzelteilen beschäftigen. Gemeinsam mit ihnen entwickelte sie die Idee, ein »Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt)« einzurichten. Das Projekt unter der Leitung von Eva Kot`átková ermöglichte den Künstler_innen einmalige Körpererfahrungen, die sie nun gerne an das Publikum weitergeben wollen. Nach der Erstpräsentation in Kolumba (2017) und einer weiteren Station in Prag (2019) zeigen wir nun eine aktualisierte Fassung als Teil unserer Sammlung, mit Nicole Baginski, Tanja Geiß, Patrick Henkel, Eva Kot'átková, Susanne Kümpel, Andreas Maus, Michael Müller und Anna Rossa. Kapitel 8 - Heinz Breloh (ab 5. November 2020) - Mit dem Bildhauer als Sechsender entwirft Heinz Breloh (1940–2001) 1988 ein künstlerisches Konzept seiner selbst als gestaltender und wahrnehmender Mensch. Vorausgegangen waren diesem Bild zwei Jahrzehnte intensiver Auseinandersetzung mit seinem eigenen Körper als Werkzeug für die künstlerische Arbeit. In den 1970er Jahren beginnt Heinz Breloh mit filmischen und fotografischen Arbeiten. Diese führen ihn in den 1980er Jahren zu einer Neudefinition der Plastik: Er realisiert Skulpturen aus Gips, die unter Einsatz seines ganzen Körpers entstehen und als Negativform seiner Handlungen zurückbleiben. Seinen 80. Geburtstag nehmen wir zum Anlass, sein Werk erstmals in seiner Gesamtheit zu zeigen, ohne dass wir dazu das Format einer klassischen Retrospektive wählen. | Kunstmuseum
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