15. Dezember 1995 bis 11. Januar 1996
Mischa Kuball
Kabinettausstellung im Fenster
Innerhalb der Reihe jüngster künstlerischer Positionen installiert Mischa Kuball »…im Fenster« des Diözesanmuseums seine Diaprojektion »World-Rorschach-Rorschach-World«. Licht-Bilder bemächtigen sich des Raumes, indem sie auf den Grenzen der Dinge erscheinen: auf den Wänden, auf der Fensterscheibe, auf dem »Dreigesicht«, auf dem Besucher, der sich im Raum bewegt. Die grafische Abstraktion zweier spiegelsymmetrisch angeordneter Weltkarten (Weltbilder) wird zum symmetrischen Klecksbild, welches zur Deutung herausfordert: wird zur Weltkarte, wird zum Lungenflügel, wird zur Weltkarte, wird zur Hirnhälfte, wird zur Weltkarte, wird zu… Was ist ein Bild, könnte man angesichts der sich stetig verändernden Projektion und der sie überlagernden, rotierenden Spiegelung fragen: Ergebnis einer Abstraktion von der Welt der konkreten Dinge? Impuls zur Freilegung oder Kreation nicht gewußter Vorstellungen? Flüchtige und zeitgebundene Projektion? – Mischa Kuballs Installation steht bewußt janusköpfig am Ende des alten und am Beginn des neuen Jahres, wo sich der Blick wertend auf die Vergangenheit und erwartungsvoll in die Zukunft richtet. Für den kurzen Zeitraum von vier Wochen ist sie am Tage und in der Nacht sichtbar, macht den Raum, in dem sie sich befindet, für den in der Dunkelheit Vorübergehenden zum räumlichen Licht-Bild. Später wird nur die Erinnerung an Projektionen und Verzerrungen in einem Museumsraum mit der merkwürdigen dreigesichtigen Skulptur aus dem 17. Jahrhundert bleiben, von der man sagt, sie sei ein »Bild« der Dreifaltigkeit. Was bleibt, sind unsere Vorstellungen von Bildern. (Sichtbar täglich von 10 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. (Eine Dokumentation des Projektes erscheint nach der Ausstellung, 32 Seiten, mit Abbildungen).
(Künstlerheft)