8. März bis 11. September 1996
Über die Farbe
Wiederbegegnung mit Unbekanntem – Teil 7
»Die reine Gestaltung der Farbe zeigt, daß das ‚Thema' farbiger Gestaltung (Malerei) die Farbe selbst ist, daß man damit, ohne gegenständliche Beziehungen, zu einem reinen, primären, einem gestalteten Ausdruck gelangen kann.« Als der Bauhaus-Künstler Laszlo Moholy-Nagy 1925 diese Auffassung veröffentlichte, konnte er kaum ahnen, wie sehr die Malerei des 20.Jahrhunderts ihr folgen würde. Innerhalb der Erforschung von Möglichkeiten und Bedingungen des Tafelbildes beziehen dabei jene Künstler eine Extremposition, die ein Gemälde als »visuelle Verkörperung seiner eigenen Materialität« verstehen (Joseph Marioni). Es geht ihnen um die Differenzierungen von Farbe, ihrer Materie und ihres Auftrags auf einem bewußt definierten Träger. Mit dem Werk von Joseph Marioni (geb. 1943) war eine dieser Positionen bereits im vergangenen Jahr im Diözesanmuseum vertreten. Nun finden Rückblick und Ausblick gleichermaßen statt. Josef Albers (1882-1975), ebenfalls Bauhaus-Künstler und dessen bedeutendster Pädagoge, wurde als Maler der ab 1950 entstandenen Serie »Homage to the Square« bekannt. Die Imagination der Farbe entsteht in diesen Werken als Bewußtsein ihrer Relativität, ihrer Wechselbeziehungen. Seine Werke aktivieren meditative Erkenntnis: »Nicht nur passives Über-sich-ergehen-lassen, sondern selbst sehen, suchen, fühlen, erkennen, erleben. Ja: Man kann kreativ sehen lernen«, äußerte er sich 1970. Rune Mields (geb. 1935) läßt die Farbe ganz im Bewußtsein des Betrachters entstehen. Ihre auf Schwarz, Weiß und Grau reduzierte Malerei lebt von der enzyklopädischen Sammlung von Farbnamen und deren kompositorischer Anordnung. Teil 7 unserer »Wiederbegegnung mit Unbekanntem« wird bis einschließlich September als Versuch über die Farbe von wechselnden Beiträgen aktueller Malerei begleitet (Peter Tollens, Ines Hock, Jürgen Paatz, Ulrich Wellmann, Bärbel Messmann).
(Publikation)