Februar und März 1996
Wolfgang Laib »Reishäuser«
Kabinettausstellung im Fenster
Auf dem Fußboden ruhen, blockhaft geschlossen, zwei langgestreckte »Reishäuser« aus weißem Stein. Angeschüttete Reishügel umgeben sie. Wolfgang Laib holt diese beiden eigenen Arbeiten aus den 90er Jahren für die Ausstellung »… im Fenster« des Diözesanmuseums aus seinem Atelier und bringt sie mit einem schlichten spätmittelalterlichen Ziborium zusammen, das in eine Wandnische eingestellt ist. Ohne vordergründigen und offenbaren Zusammenhang ordnen sich die Dinge wie selbstverständlich zu einer Einheit. Einfach erscheinen sie: das schmucklose, sechseckige Gefäß mit seinem zeltdachförmigen Deckel ebenso wie die soliden Marmorblöcke in Gestalt von Häusern. »Einfach« im Sinne von »selbstverständlich« und »natürlich« fügt sich auch der Reis als seit Jahrtausenden angebautes Nahrungsmittel ins Bild. Vorstellungen von Fülle verbinden sich mit den ungezählten aufgehäuften Reiskörnern wie mit der langgestreckten Hausform, die an Speicher denken läßt; Fülle birgt auch das Ziborium, wenn es das eucharistische Brot bewahrt. Die Formen jedoch, welche diesen Reichtum in sich bergen, sind karg und einfach. Ihre Einfachheit und das selbstverständliche Miteinander von »Reishäusern« und Ziborium strahlen Gelassenheit aus. So entsteht inmitten großstädtischen Getriebes mit seinen Anforderungen zum Agieren und Reagieren ein Ort der Gelassenheit, ein zeitloser Ort, an dem der Mensch bei sich selbst gelassen wird. (Eine Dokumentation mit Text und Abbildungen erscheint nach der Ausstellung.)
(Publikation)