21. Oktober 2005 bis 22. Februar 2006
Leiko Ikemura
Sterne für Kolumba – Teil 10
Wer die Ausstellung der Werke von Leiko Ikemura besucht, sieht sich gefangen in Bildwelten, in denen Verborgenes sichtbar zu werden scheint. Da tanzen Nachtgestalten wie Schimären irrlichternd über die Wände und beschwören finstere Mythen herauf. Dramatisch bewegt, ringend, kämpfend, flüchtend bilden sie einen Gegenpol zu den in sich ruhenden Skulpturen, die in ihrer Unvollständigkeit gleichzeitig fremd und vertraut erscheinen. Die oft kindlichen oder mädchenhaft anmutigen Figuren wirken, als ob sie einen Augenblick innehielten und so einer inneren Bewegung des Verletztseins, des Schmerzempfindens, aber auch des Sichfreuens oder Träumens Raum gäben. Oszillierend zwischen Figur und Gefäß leitet die skulpturale Form organisch von menschlicher in tierische in pflanzliche Natur über, vollkommen selbstverständlich, ohne die kategorialen Grenzen, die dem Intellekt zur Ordnung der Erscheinung so wichtig sind. So entsteht ein besonderer Bilderkosmos, erfüllt von merkwürdigen Wesen, die verschiedenste Facetten von Natur in sich vereinen. Die Erscheinungen sind flüchtig und wandelbar, feste Grenzen verfließen, so wie man es an einem stürmischen Tag am Meer erfahren kann, wenn - wie in Leiko Ikemuras gemalten Reisenotizen - Wasser und Wolken einander im Horizont berühren oder miteinander verschmelzen. - Diese erste Übersicht der in Köln und Berlin lebenden japanischen Künstlerin mit zum Teil nie gezeigten Arbeiten, die seit 1983 enstanden sind, bietet gleichzeitig Einblick in die Sammlung von Kolumba. Die ausgestellten Skulpturen, Gemälde und Arbeiten auf Papier bilden einen monographischen Schwerpunkt der nun in einem begleitenden Werkbuch publiziert wird.
(Werkbuch Leiko Ikemura)